Lass uns über Sex sprechen
Ich bin keine ausgewiesene, bescheinigte oder sonst was Sexpertin. Warum ich mich dennoch als eine fühle und mit dir in diesem Artikel über Sex sprechen werde (etwas anders wahrscheinlich, als du es jetzt denkst)?
Ich bin eine Frau.
Ich habe Sex.
Auch mit mir alleine.
Und ich habe mich selbst so viele Jahre lang angelogen, versteckt, verbogen, angepasst, geschämt, nicht getraut, und mit meinen Gedanken selbst gequält, dass ich große Mühe hatte, beim Sex zu entspannen.
Sex lustvoll, selbstverständlich, natürlich und vor allem zu meiner Freude zu haben. Nicht als Pflichterfüllung. Nicht als Dienstleisterin an einem Mann. Sex haben, weil ich Lust habe.
Wann, wo und mit wem ist meine Sache.
Hinzukam, dass ich meine Bedürfnisse viele Jahre meines Lebens an die gängigen Meinungen und Gedanken, Verurteilungen, Beurteilungen von anderen angepasst habe. Diese Zeit ist nun gänzlich vorbei. Warum erst jetzt? Weil ich es genau jetzt kann!
Ich habe entschieden, mit der Selbstverleugnung aufzuhören. Schlimm genug, dass wir von vielen Lügen umgeben sind, nein, wir tischen sie uns täglich selber auf. Das findest du zu hart? Dann lies weiter!
In einer Welt in der alles möglich scheint …
… will man uns doch lieber so haben, wie es für andere angenehm ist. Das lernen wir schon früh. Sehr früh. Mit der Aufnahme in das Bildungssystem (Kindergarten, Schule, Universität, Ausbildung) wird fleißig an unseren Ecken und Kanten geschliffen. Das Problem mit dem Bildungssystem ist, dass es ein System ist. Schließlich muss der Schlüssel ins Schloss passen. Anders gesagt: Wir sollen ins System passen.
Damit das nicht so auffällt, macht man uns glauben, dass wir die Wahl und die Freiheit haben, über uns selbst zu bestimmen. Welch ein Hohn. Es gibt ein spannendes Experiment mit Flöhen, die man in ein Glas gesteckt hat und auf das Glas hat man einen Deckel gelegt. Zu Beginn sind die Flöhe immer wieder mit ihren Köpfen unter den Deckel gestoßen. Weil das vielleicht auch den Flöhen Kopfschmerzen und Unwohlsein bereitet hat, haben sie nach kurzer Zeit ihre Sprunghöhe angepasst, bis sie letztlich nicht mehr mit dem Kopf angestoßen sind. Nun konnte man den Deckel vom Glas nehmen und kein Floh ist mehr auf die Idee gekommen, aus dem Glas springen zu können.
Wir könnten jetzt sagen, die Flöhe sind frei. Sie wissen es nur nicht. Wie sieht das mit uns aus?
Unser Selbstwertgefühl schrumpfen wir auf die Größe eines kleinen Staubmoleküls, damit wir es uns unter dem Teppich so richtig angenehm machen können.
Wir steigen in das Karussell von Traurigkeit, Frustration und Wut ein, das sich in unseren Bäuchen dreht.
Diese Gefühle verstecken wir hinter einer Fassade von fügsamen Kichern, lässig coolem weiblichen Verhalten, und wir glauben, wir sind frei.
Was hat das jetzt mit Sex zu tun?
Ich hab als Teenager und junge Frau so einiges mit auf den Weg bekommen.
Mit 16 hatte ich meine ersten lustvollen Erfahrungen, kein Sex mit rein-raus und so, sondern ein bisschen Küssen und Fummeln. Weil ich keinen festen Freund hatte, sondern ausprobieren wollte, haben irgendwelche Menschen aus meinem Umfeld nichts Besseres zu tun gehabt, als mich in der Clique als williges, billiges Mädchen darzustellen, die es mit jedem treibt. Das war nicht witzig. Zumal ich überhaupt nicht verstehen wollte, warum man mir das antat.
Für mich war es damals ein Unterschied, ob ich mit jemandem richtig Sex habe oder ob ich nur ein bisschen schaue was geht und meinen Körper ein bisschen kennenlerne. Und selbst wenn ich mit 20 Männern und Frauen sexuelle Erfahrungen gesammelt hätte, es wäre, war und ist noch immer meine Sache. Die Gesellschaft sah das anders und tut es noch heute. Mich hat das damals mit viel Scham erfüllt und die hat mir nicht geholfen.
Mit 17 hatte ich dann meinen ersten „richtigen“ festen Freund. Als ich meinen Vater um seine Erlaubnis bat, eine Nacht bei ihm zu verbringen, schimpfte er mich eine Hure.
Mit 23 Jahren bekam ich mein erstes Kind und weil der leibliche Vater die Vaterschaft nicht anerkannt hat, gab es einen Vaterschaftstest. Der Mitarbeiter vom Jugendamt hielt mir dann einen Vortrag darüber, dass es selbst bei einem Ergebnis von 99 % einer wahrscheinlichen Vaterschaft noch immer 1 % Nichtväter gäbe. Hätte ich zum Beispiel mit 10.000 Männern geschlafen, dann wären es immerhin 100 Nichtväter. Das ist jetzt übrigens kein Scherz. Warum er mir das mit auf den Weg geben wollte, weiß ich bis heute nicht.
Ich habe ihm dann lediglich erklärt, dass, wenn ich mit 10.000 Männern geschlafen hätte, ich sicher ein Business daraus gemacht hätte und dann nicht auf Unterhaltszahlungen angewiesen wäre.
Männer sind Hengste und Frauen sind Huren
Das war schon früher so und ich glaube nicht, dass sich das heute in den Köpfen der Menschen sehr geändert hat. Man sollte meinen, dass wir zumindest in Deutschland aufgeklärter sind wie nie zuvor. Das Internet hält eine schier unfassbare Menge an Beiträgen zum Thema Sex für uns bereit. Google schmeißt auf den Suchbegriff „Sex“ 4.430.000.000 Ergebnisse raus. Puuuuh.
Dennoch scheint mir das ein wenig so, wie mit dem lustigen Wunsch von Unternehmen nach dem perfekten Arbeitnehmer. Am besten Anfang 20 mit 25 Jahren Berufserfahrung. Vielleicht wäre ja eine 20-jährige Jungfrau mit Erfahrung gesellschaftlich anerkannt? Ich weiß es nicht.
Mich haben jedenfalls meine persönlichen Erlebnisse verunsichert. Einen offenen und vor allem ehrlichen Austausch zu diesem Thema habe ich nicht erfahren. Darüber hat man – und Frau auch – nicht gesprochen. Heute glauben wir noch immer, wir müssen gar nicht offen darüber sprechen, weil wir es überall lesen oder Videos dazu schauen können. Ob uns das hilft ehrlich mit uns zu sein?
Eines macht es in meinen Augen aber mit uns. Wir vergleichen uns jetzt auch in allen sexuellen Belangen mit anderen. Yeah! Sex-Apps sollen angeblich unser Liebesleben verbessern und bis wir soweit sind, also guten Sex haben, tun wir einfach so. Es lebe der vorgetäuschte Orgasmus. Ich behaupte von mir selbst, dass ich Profi darin war. Niemand hat mich besser belogen, als ich mich selbst.
Als der Mensch zum (Selbst-)Darsteller wurde
24/7 – Tag und Nacht. Jeden Tag. Immer. Vielleicht werden irgendwann die Babys schon bei der Geburt mit ihrem eigenen Smartphone auf diese Welt kommen. Das erste Selfie im Mutterleib schon in der Foto-App, bereit zum Teilen. Sei mir dieser kleine Ausflug in ein Zukunftsszenario gegönnt.
Ich werde dieses Gefühl nicht los, dass wir mehr denn jemals zuvor einem inneren Zwang nachkommen uns perfekt darstellen zu müssen. Äußerlichkeiten sind wichtig. Was die meisten dabei übersehen oder erst gar nicht erkennen: Dein Wert hat nichts mit deinem Körper zu tun, deiner Karriere, oder wie viel Geld du auf deinem Konto hast.
Sprechen wir über unseren Körper
Es wird viel Lärm über Gesundheit und Körpermaße gemacht. Als ob der wahre Grund, warum sich Menschen für berechtigt halten, andere Menschen wegen ihrer Körper zu beschämen, aus der Sorge um ihr Wohlergehen bestünde. Weißt du, was nicht gesund ist? Mit dir selbst im Kampf zu sein.
Dich selbst nicht zu mögen ist nicht gesund. Auf andere Menschen herabzuschauen, andere Körper zu bewerten, zu verurteilen und sich mit diesen zu vergleichen, ist nicht gesund. Dich selbst in etwas hineinzupressen, um den allgemeinen Körperidealen einer kranken Gesellschaft zu entsprechen, ist nicht gesund. Beim Sex daran zu denken, ob dein Körper schön genug ist, ist nicht gesund.
Ein angeblich unperfekter Körper ist nicht ansteckend. Das einzige, was ansteckend ist, ist die Versuchung, das Urteilen, Bewerten und Verurteilen zu einem völlig normalen Verhalten zu machen und es zu einem Symbol für Wertigkeit zu machen. Wir müssen aufhören, uns mit unseren Gedanken zu vergiften. Und beginnen ein neues Bewusstsein zu schaffen für das, was wir sind. Menschen. Von unterschiedlicher Herkunft, mit verschiedenen Körpern. Alle mit einer Seele und einem Herzen. Jeder auf seine Art einzigartig.
Lass uns damit beginnen ein neues Gefühl dafür zu entwickeln, was es bedeutet, gut genug zu sein. Was es bedeutet unterschiedlich zu sein. Vielfältig zu sein. Wertvoll zu sein. Wir müssen beginnen unseren Kindern zu erzählen, dass sie genug sind. Und unseren kleinen Mädchen, jungen Frauen und Frauen jeden Alters müssen wir erzählen, dass ihre Körper nicht dafür da sind, von anderen betrachtet und bewertet zu werden. Dass sie ihre Körper haben, um sie zu benutzen und darin zu sein. Dass es gut ist, sich in seinem Körper sicher zu fühlen, weil es das Haus für ihre Seele und das Herz ist.
Nichts ist falsch an deinem Körper!
So ziemlich alles, was wir wertschätzen, wird für uns von einer externen Quelle entschieden, die uns entweder kontrollieren oder mit uns Geld verdienen will und sehr oft beide Dinge zusammen haben möchte. Es ist erstaunlich, wie wir es Unternehmen erlauben, uns zu sagen, wie unzureichend wir sind, während wir dankbar ihren Müll mit einem Löffel in uns hineinschieben. Und unseren Kummer dann gleich hinterher. Runterschlucken und Lächeln.
Es ist erschreckend, wie wir es anderen Menschen erlauben, uns zu sagen, wann wir eine gute Frau sind, während wir weiterhin so tun, als seien sie unsere Freunde und meinten es gut mit uns. Frauen werden immer noch über ihr Äußeres definiert. Einen großen Teil tragen wir selbst dazu bei. Ich empfinde es immer wieder erschreckend, wie niederträchtig manchmal Frauen anderen Frauen begegnen. Wir haben es selbst in der Hand.
Nichts tut mehr weh, als zu erkennen, dass du mit deinem Schweigen und stummen Ertragen selbst verantwortlich bist für deine Schuldgefühle, deinen Minderwert und deine mangelnde Selbstliebe. Und nichts fühlt sich besser an, als deine eigene Stimme zu erheben und für dich einzustehen. Lass uns selbst mit Liebe begegnen und uns gegenseitig stärken. Scham, Neid und Selbstverleugnung werden uns nicht weiterbringen.
Weibliche Sexualität
Sie wird noch immer abgewertet. Auch von Frauen selbst. Irgendetwas läuft gänzlich schief in einer Welt, in der es okay ist, die Kontrolle der weiblichen Sexualität zum Fachgebiet eines jeden zu machen, außer der Frau, die es betrifft. Es ist wichtig, dass wir uns darüber bewusst werden und die Männer ebenso.
Jetzt ist die Zeit gekommen, wo wir Frauen stark genug sind, um den Signalen, die unser Körper und unser Herz uns senden, zu vertrauen. Es ist an der Zeit, dass wir miteinander reden. Lass uns über Sex reden. Lass uns darüber sprechen, wie sich das für uns anfühlt. Welche Ängste wir haben. Welche Bedürfnisse wir haben.
Miteinander reden und nicht im stillen Kämmerlein kaputt denken. Mach den Anfang und lass mir deinen Kommentar hier.
Foto: Pixabay
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Hallo liebe Frauen..
Ich würde 3 mal vergewaltigt…und hatte mein erstes mal Sex mit 13 Jahren..
Sich selber zu lieben und sich zu akzeptieren fällt mir immer wieder schwer es gibt aber Tage wo ich es schaffe, 😊 ich fange langsam an denn Orgasmus zuzulassen wenn ich Sex habe.. Ich helfe nur mit sonst schaffe ich es nicht zu kommen, aber der Mann ist 15 Jahre älter wie ich… Ist das schlimm..? Ich weiß nicht ob ich mich schlecht fühlen soll… Ich hab aber Gefühle und er auch.. 😔Aber ich mache mir so viele Gedanken und Sorgen… Ich kann mit keinen darüber sprechen.. 😔
Danke für deine wunderschöne Sätze und Worte 😍❤️
Liebe Johanna,
vielen Dank für dein Vertrauen! Du hast sehr unschöne Erfahrungen machen müssen und bist mutig und schreibst hier davon. Bezüglich des Altersunterschieds zu deinem Partner kann ich dir nur empfehlen auf dein Bauchgefühl zu hören. Fühlst du dich gut in seiner Gegenwart? Wertgeschätzt und geachtet? Denn das sollte eine Beziehung schon sein, auf Augenhöhe und mit gegenseitigem Respekt und Achtung. Ich wünsche mir für dich, dass du die Liebe erfährst und empfängst, die du verdienst!
Liebste Grüße Michaela
Ich bin 26 und in einer glücklichen Beziehung. Ich liebe meinen Freund über alles. Ich konnte in Vergangenheit einige sexuelle Erfahrungen sammeln, besonders in meinem Singleleben. Trotzdem habe ich mit einem Sexualpartner noch NIE einen Orgasmus gehabt. Nur wenn ich mich selbstbefriedige und nur für mich allein bin, komme ich zum sogenannten Höhepunkt. Für mich ist das vollkommen ok so. Ich liebe Sex und es macht mir auch großen Spaß. Ich bin auch mit meinem Sexualleben zufrieden und für mich geht es beim Sex auch nicht primär darum zum Höhepunkt zu kommen. Viel mehr genieße ich die Nähe und hab einfach Spaß. Trotzdem frag ich mich manchmal, was mit mir nicht stimmt. Vor allem, wenn man intime Gespräche mit Freundinnen führt, bei denen sie einem erzählen, wie oft sie teilweise beim Sex mit ihrem Partner kommen können. Der vorgetäuschte Orgasmus ist einer meiner ganz großen Stärken :D…oder ist es eher eine Schwäche? Ich weiß es nicht. Für mich ist das ok. Ich mache dies in erster Linie, um meinem Partner ein gutes Gefühl zu geben. Ich weiß nicht, was es bringt, wenn ich ihm sage, dass ich bisher grundsätzlich beim Sex mit jemand anderem nicht zum Orgasmus gekommen bin. Er wird sich in gewisserweise dafür verantwortlich fühlen und das ist das letzte was ich möchte. Solange ich mich damit wohl fühle, mir immernoch die Zeit für mich selbst nehme und weiterhin Spaß am Sex habe, bin ich zufrieden und glücklich so, wie ist momentan ist. Wer weiß… vielleicht ändert sich das ja noch.
Liebe Isa,
vielen Dank für dein Vertrauen und deine Offenheit. Ich weiß sehr genau, was du beschreibst. Mir ging es so unendlich viele Jahre genauso. Auch ich hatte nie einen Orgasmus und hab mich nicht getraut das bei meinem Partner anzusprechen. Teils aus Scham, weil ich genau wie du dachte, bei mir sei etwas kaputt, teils aus falscher Rücksichtnahme.
Ich glaube geändert hat sich das, als ich begonnen habe mich selbst nicht mehr so unter Druck zu setzen. Mir selbst mehr vertraut habe, mich selbst lieben konnte, mich fühlen, respektieren und achten. Für mich war das ein langer Weg.
Das Wichtigste: Du bist genau richtig. Nichts ist falsch an dir oder deinem Körper und schon gar nicht an deinen Gefühlen.
Liebste Grüße Michaela
Ich kann zum Thema Sex nicht viel sagen, denn ich habe erst seit kurzem einen Freund und wir probieren uns noch aus.
Was ich allerdings schon festgestellt habe Ist, dass es mir beim Sex nicht unbedingt nur um einen Orgasmus geht, sondern vor allem darum, die Nähe zu meinem Partner zu spüren. Vor ihm ich selbst sein zu Können, ohne etwas von mir verstecken zu müssen. Weil er mich so liebt wie ich bin. Und weil ich anfange zu lernen mich selbst zu lieben.
Das fängt an mir einem Lächeln, das ich mir selbst morgens im Spiegel schenke. Und es endet beim Sex und bei der Selbstbefriedigung, denn beides fällt in die Kategorie der Selbstfürsorge. Auf Bedürfnisse achten, sexuell wie emotional.
Und ich liebe die Nähe zu meinem Freund. Näher als beim Sex kann ich ihm körperlich und emotional nicht sein
Liebe Sandra,
vielen Dank für dein Vertrauen und das du hier deine Gedanken mit uns teilst. Ich bin ganz bei dir und fühle mich sehr in deinen Worten.
Ganz viel Liebe für dich. Michaela
Alsooo..
Dein Artikel hat mir sehr gut gefallen! Ich bin nicht frei im Umgang mit der Sexualität, es fällt mir auch sehr schwer meinen Körper anzunehmen.
Ich bin 43, sehe sehr viel jünger aus, sehr schlank, gute Körperspannung, anmutig, mach Ausdauer und Krafttraining, bin schön, komm gut an. Tut mir etwas Leid das zu sagen, aber ich bin der Typ Frau dem die Männer erstaunt hinterherschauen und auf die dei Frauen neidisch sind. Es käme also niemals jmd auf die Idee das ich mit etwas an mir sehr unzufrieden wäre.
Ich habe mein 1. Kind mit 24 bekommen, mein 2. mit 33. Beide habe ich gestillt, das wollte ich so, aber meine Brüste haben darunter gelitten.
Ich achte sehrsehr auf mein Gewicht! Ich wiege bei einer Grösse von 175 …54 kg +/-
Ich habe einen BMI von 17kommairgendwas. Also technische Unterernährung!
Und ich finde mich zu fett! Fehett!!
Ich schau an mir runter während ich auf der Waage steh und denke mein Gott, du hast doch nur 53,7 was ist dein Problem??
Mein Busen bereitet mir das meiste Unbehagen. Ein sog. Freund kam vor Jaaahren auf mich zu und riet mir, mich einer OP zu unterziehen obwohl er noch nicht mal wusste wie sie aussahen! Das hatte er von einem gemeinsamen Freund gehört, mit welchem ich ein Paar mal im Bett war plus sich nicht sehr wohlwollend oder vlt auch abfällig über meine Oberweite geäussert hatte! Das hängt mir bis heute noch drin! Da gabs das erste Kind aber schon. Also ich war selber nicht zufrieden! Trotzdem
Den 2., ich nenns mal ‚Beweis‘, bekam ich vor 8 Jahren, da hatte ich ein Date mit einem Mann, der zu mir sagte ‚du kannst mitm Celluarsch daher kommen, aber Hängetitten gehn gar nicht‘
Das war wie in einem Film, die Musik endete quietschend, die Verliebtheit war auf einen Schlag verschwunden und ich sass da total ernüchtert und hab nur gedacht, tja das wars, denn das ist es was du bekommen wirst. Danach ging alles bergab und wurde zu einem einzigen Mindfuck!
Ich bin irgendwie der Überzeugung, das die Brust wie ein Aushängeschild für guten Sex funktioniert. Ich werde auch von Jahr zu Jahr unsicherer. Ich hatte meine Partnerschaften, Affären, ONS etc. Aber immer hat mich, also nach der 1. Geburt, der Gedanke begleitet mein Busen kann nix. Entweder hab ich den BH angelassen oder das T-Shirt, oder es war dunkel genug oder ich hab die Hände des Partners weggeschoben, je nach dem wie wichtig es war gut da zu stehen
Naja, ich weiss das ich es bin die mich da denkt. Und ich bin auch bestimmt seit 15 Jahren auf der Reise zu mir selbst. Aber es gibt noch einige Gedanken die sich heimlich von hinten reinsneaken und welche ich nicht schnell genug erkenne. Erst wenn mir im Aussen etwas passiert was mich mit einer WAAAARUM-Frage losgehen lässt.
Und jetzt sind die Brüste dran.
Denn der Typ von vor acht Jahren ist wieder aufgetaucht. Und ich merke wie ich will, aber nicht!! kann!! Ich wehre mich bewusst und unbewusst, mit Ausreden, mit schlechten Gedanken über mich selbst. Und manchmal kommt dann aber auch ganz leise meine Innere Stimme durch die sagt ‚ja aber, Hannah, der kennt deinen Busen doch gar nicht, und das alles ist auch schon so lange her, willst du dir nicht doch vlt eine Chance geben…?‘
NEIN ICH KANN NICHT
Was ist wenn..ich abstossend bin, unsexy, watweissich
Den Artikel dazu habe ich gestern gefunden und auch schon Deine Übung angewendet. Das wird jetzt fortgesetzt. Das geht mir so auf die Nerven das ich mir so sehr selbst im Weg stehe!
Ich übe mich in Selbstliebe und Annahme meiner selbst.
Mittlerweile auch wegen meiner Tochter. Die ist 10 jetzt und fing schon an mit ‚Mama, ich hab zu dicke Oberschenkel…‘, dann die Medien und die Musikvideos, die sie selten aber manchmal eben doch, sehen darf
Aber das hab ich schon zT vermittelt. Also das ICH da einen ziemlich grossen Dachschaden habe. Ich hoffe sie bezieht das dann nur auf mich und nicht auf das Frausein im Allgemeinen.
Nun hattest Du viel Text zum lesen 🙂
Vielen lieben Dank!
Und alles Liebe
Und bis bald
Hannah
Liebe Hannah,
vielen Dank für dein Vertrauen und für die Zeit, die du dir für diesen Kommentar genommen hast. Ich bin sicher, du stehst mit deinen Gefühlen nicht alleine da. Ich erlaube mir, dir einen kleinen Tipp zu geben den Typ betreffend, der wieder aufgetaucht ist: Ein Mann, der sich erdreistet einer Frau tatsächlich zu sagen: „du kannst mitm Celluarsch daher kommen, aber Hängetitten gehn gar nicht“, hat keine Frau verdient!!! Gib dir eine Chance und schick den Typ in die Wüste, da ist er in guter Gesellschaft und kann sich Brüste aus Sand bauen.
Wir sollten aufhören uns für Männer als Objekte zur Verfügung zu stellen. Seine Äußerung ist niederträchtig, herabsetzend und verletzend. Das braucht sich kein Mensch gefallen lassen. Du bist ganz sicher weder abstoßend, noch unsexy oder watweissich 🙂 Du bist eine wundervolle Frau, die 2 zauberhaften Kindern Leben geschenkt hat, sich um sie kümmert und ihnen all ihre Liebe und Hingabe schenkt.
Du bist ebenso sicher auf einem guten Weg. Lass es dein Weg sein und verbiege dich für niemanden. Schämen sollte sich der Mann, der dich mit solch niederträchtigen Bemerkungen klein halten will.
Ganz viel Liebe für dich! Und gerne bis bald.
Michaela
Die Pflicht alles zu sein: die perfekte Frau, Mutter, Hausfrau… Karriere machen, selbstständig und taff… Heilige und Hure… ein Vorgabe von klein an und sie verfestigt sich, je älter man wird… Danke für diese offenen Worte die einen spüren lassen, dass man nicht allein ist mit all seinen Zweifeln, Ängsten und Sorgen!!!
Liebe Nadine,
vielen Dank für dein Vertrauen und deine Worte. Betrachte dies alles nicht als Vorgabe, sondern als verwirrte Vorstellungen einer kranken patriarchischen Gesellschaft. Ich weiß, dass du wahrhaft wundervoll bist. Eine liebevolle Frau und Mutter mit dem Herzen am rechten Fleck. Trau dich und sei du!
Ganz viel Liebe für dich. Michaela
Als hätte ich gewusst dass du irgendwann so einen Artikel schreiben würdest.. ist genauso ein wichtiges Thema! Danke dafür!
Ich habe mal eine Zeit gehabt da dachte ich, ich sei Asexuell. Doch jetzt weiß ich.. dass ich mich selbst nicht runtermachen möchte von so einem Wort. Denn Sex mag ich ja? es muss halt ein Partner sein wo man vertraut und nicht das Gefühl hat man sei sein Besitz für seine Lust.
Und das gab leider noch nicht oft dass ein Mann gezeigt hat er möchte mit mir Sex erleben.. sondern Er wollte für sich selbst eine Bestätigung haben im Bett ob er gut war oder nicht.
Und jetzt geh ich halt da vorsichtiger um.. aber bin auf gar keinen Fall Asexuell 🤔😇
Lg aus österreich
ps. bist für mich wie eine Newsletter Mami 🙈☺️
Liebe Sabine,
vielen Dank für dein Vertrauen und es freut mich sehr, dass ich dich mit diesem Artikel bewegt habe.
Wie schön, dass du für dich herausgefunden hast, dass du dich mit einem „Etikett“ wie „Asexuell“ nur selbst kleinmachst und dir selbst viel wegnimmst. Nimm dir Zeit und lerne dich und deine Lust kennen. Achte und respektiere deine eigenen Gefühle und wenn sich etwas nicht gut anfühlt, dann lerne es auszusprechen. Für mich hat es sich früher immer nach Verrat an mir selbst angefühlt, wenn ich mein eigenes Empfinden übergangen hab, weil mir der Mut fehlte es laut auszusprechen. Das war ein großer Lernprozess für mich.
Ich für mich kann sagen, dass Sex und Liebe nicht das gleiche sind. Ich kann Sex haben, ohne zu lieben, aber es ist dann anders. Eben rein körperlich. Für mich ganz persönlich ist Sex mit einem Partner den ich liebe eine ganz andere Erfahrung gewesen. Intensiver, sanfter, vertrauter, respektvoller – eben auf einer anderen Ebene. Und es ist noch einmal etwas ganz anderes, wenn man sich selbst vertraut, selbstliebt und mit sich und bei sich selbst ist.
Ich wünsche dir viele wundervolle, magische Erfahrungen und viel Vertrauen in dich selbst.
Fühl dich liebevoll umarmt, deine Newsletter-Mami ❤😘